Peter Frei

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Three Trios

Andy Egert Blues Band
Tracks:
  1. spring is here
  2. yesterdays
  3. all the things you are
  4. come rain or come shine
  5. dedicated to you
  1. stella by starlight
  2. all or nothing at all
  3. it could happen to you
  4. alone together

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Wäre es nach Peter Frei gegangen, gäbe es dieses Album nicht. Für Frei ist Bescheidenheit eine Zierde, sein Talent betrachtet er als Geschenk. Frei über Frei: «Während den Konzerten wache ich auf. Davor und danach bin ich sehr ruhig.»

Obwohl er seit über drei Jahrzehnten zu den herausragenden Kontra-bassisten des europäischen Jazz zählt, hat Peter Frei nie das Bedürfnis verspürt, ein Album unter eigenem Namen einzuspielen. Dass es jetzt doch dazu gekommen ist, verdanken wir der Initiative des Schlagzeugers Dominic Egli, der nachhaltig von Frei gefördert wurde (mit dem Trio des Pianisten Jean-Paul Brodbeck haben Frei und Egli zwei von der Kritik mit viel Lob bedachte Alben für das Label Universal aufgenommen).

Frei über Egli: «Am Anfang spielte er schüchtern und doch spürte man bereits sein enormes Talent.» Egli hält fest, dass er dank Frei mehr über Jazz gelernt habe, als an jeder institutionalisierten Musikschule (sie spielten nicht nur zusammen, sondern vertieften sich auch in das Studium historischer Aufnahmen). «Je mehr ich improvisierte Musik zu verstehen begann und mit Peter Frei gemeinsam in Projekte involviert war, desto grösser wurde meine Hochachtung vor seiner stupenden Technik, seinem musikalischen Horizont, seinem untrüglichen Rhythmusgefühl, seiner enormen Erfahrung, seiner zugleich intuitiven und komplexen Fähigkeit zur spontanen Interaktion und seiner Innovationskraft», meint Egli im Rückblick. Das vorliegende Album kann also auch als musikalische Liebeserklärung verstanden werden.

Die Geschichte des Jazz wird allzu oft als Heldengeschichte erzählt. Was bei einer Fokussierung auf prometheische Gestalten wie Armstrong, Parker oder Coltrane vergessen zu gehen droht, ist die Tatsache, dass der Jazz eine «community» (Gemeinschaft) braucht, um seiner Vitalität nicht verlustig zu gehen. Ein Jazzmusiker, der nicht in einer «community» aufgehoben ist, wird grösste Mühe haben, sich Gehör zu verschaffen; hätte z.B. Ornette Coleman nicht eine Reihe kongenialer Mitstreiter um sich geschart (Ed Blackwell, Don Cherry, Charlie Haden, Billy Higgins, Dewey Redman ...), würde sein Name heutzutage in den Annalen des Jazz wohl höchstens in einer Fussnote auftauchen.

Nun existiert die «jazz community» in ihrer ursprünglichen Form selbst in den USA nicht mehr. In gewisser Weise sind heutzutage die Jazzschulen ein Ersatz für sie. Wohl nicht zuletzt weil er die Defizite solcher Schulen aus nächster Nähe kennt (er gehörte 1980 zu den Mitbegründern der Jazzschule St. Gallen und unterrichtete von 1983 bis 2005 an der Swiss Jazz School in Bern), hat Peter Frei etliche junge Talente privat unter seine Fittiche genommen, um sie an das Geheimnis des Jazz heranzu-führen. So förderte er den Schlagzeuger Jojo Mayer ab dessem 10. Altersjahr und der Bassist Fabian Gisler kam mit 13 zum ersten Mal in den Genuss einer Frei’schen Lektion (dass Gisler also später optimal mit Egli harmonierte, war kein Zufall).

Frei veranstaltet auch Workshops, bei denen er das an den Jazzschulen weit verbreitete Problem des kleinsten gemeinsamen Nenners (eine Band ist nur so gut wie ihr schwächtes Mitglied) dank einer strengen Selektion der Teilnehmer vermeidet. Mit seiner Föderungspraxis schafft Frei ein wichtiges Gegengewicht zur fortschreitenden Akademisierung des Jazz: eine enorme Bereicherung für die schweizerische «jazz community».

Frei ist das beste Beispiel eines Musikers, der sein beeindruckendes
Handwerk nicht dazu nutzt, um einen perfekt inszenierten Zirkus zu
veranstalten, sondern um möglichst risikofreudig in den Fluss der Musik einzutauchen, so sagt er: «Es spielt keine Rolle, wenn mal etwas schief geht. Unzufrieden bin ich vielmehr, wenn ich auf Dinge zurückgreife, die ich geübt habe.» Für Egli ist Freis grösste Qualität das freie Gestalten eines harmonie- und tempobezogenen Songs.

Von daher erklärt sich auch die Konzeption des Albums: Drei Trios spielen je drei mehr oder weniger bekannte Stücke aus dem unerschöpflichen «Great American Songbook», wobei einige Songs von Frei leicht arrangiert wurden. «Wenn man einen solchen Song z.B. in einem ungeraden Metrum spielt, dann ändert sich dadurch nicht nur die Herangehensweise. Das Formgefühl wird gestärkt. Es war mir wichtig, dass die Musiker nicht ab Blatt, sondern auswendig spielten. Nur so kann man sich richtig in die Musik versenken», gibt Frei zu bedenken.

Bei der Auswahl der Mitmusiker ging es nicht darum, möglichst zugkräftige Namen ins Boot zu holen. Freis Wahl fiel auf junge Musiker, mit denen er bereits gute Erfahrungen gemacht hat, bei denen er also eine Offenheit für Überraschungen festgestellt hat, ohne das darunter das Formbewusstsein leiden würde. Der Pianist Colin Vallon schöpft aus der Instrospektion Kraft für improvisierte Exkurse, hinter deren Lyrismus stets ein leidenschaftliches Feuer lodert. Michael Zisman spielt das Bandoneon mit der für dieses «Sehnsuchtsinstrument» so typischen Mischung aus Euphorie und Melancholie. Dem Tenorsaxofonisten Rafael Schilt gelingt das Kunststück, hymnische Kraft und lakonische Prägnanz unter einen Hut zu bringen.

PS: Peter Frei hat explizit gewünscht, auf ein exzessives «name dropping» zu verzichten: ein begrüssenswerter Wunsch, denn erstens gibt es tatsächlich kaum etwas Bemühenderes, als «liner notes», die zum grössten Teil aus einer Litanei von Namen bestehen, und zweitens ist die Liste der Musiker, mit denen Frei im Laufe seiner Karriere gespielt hat, derart lang, dass eine vollständige Aufzählung den Rahmen sprengen würde (sie reicht von Swing-Musikern wie Harry «Sweets» Edison über Bopper wie Johnny Griffin bis zu einem unberechenbaren Modernisten wie Art Lande; wichtige Bands, in denen Frei mitwirkte, waren Magog, Billie Brook's Freebop und das Jazz Live Trio, das in Produktionen des Schweizer Radios zahlreiche Gäste begleitete ...)

Tom Gsteiger

mehr Info: www.dominicegli.ch/peterfrei



If it had been for Peter Frei to decide, then this album would not exist. As he sees it, modesty is a virtue, and his talent a gift. Frei about Frei: «I come to life when I play concerts. Before and afterwards, I'm very calm.»

Though he has ranked among the most accomplished double bass players in the European jazz scene for more than three decades, Peter Frei has never felt a strong desire for recording an album under his name. But things have turned out differently thanks to Dominic Egli. Frei has been one of the major formative influences in Egli's career (and as a trio with pianist Jean-Paul Brodbeck they've also recorded two highly acclaimed albums for Universal).

Frei says about Egli: «At the beginning his playing was reserved, and yet you could already feel that he was an extremely talented drummer.» Egli points out that he has learned more about jazz from Frei than he could have in any music school - and they not only played together, but also immersed themselves in studying historical recordings. «The more I got to understand improvised music and participated in collaborative projects alongside Peter Frei, the deeper I respected him for his stunning technique, his vast knowledge of music, his unerring sense of rhythm, his rich experience, his intuition and versatility when it comes to spontaneous interaction, and his innovative ideas,» Egli sums up. Thus, this album can also be seen as a musical declaration of love.

The history of jazz is too often told as the history of its heroes. Focussing on such Promethean figures as Armstrong, Parker or Coltrane, we might easily overlook that jazz needs a «community» in order to not lose its vitality. A jazz musician who is not accepted, protected and nurtured by a community will find it very hard to make himself heard; if Ornette Coleman, for instance, had not gathered a number of congenial comrades-in-arms around him (Ed Blackwell, Don Cherry, Charlie Haden, Billy Higgins, Dewey Redman ...), his name would probably be just a footnote in the annals of jazz history today.

But there's no longer a jazz community in its original form, not even in the United States. In a way, jazz schools fill this gap today. Not least because he knows the shortcomings such schools might have from moving into academia himself (in 1980 he was one of the founders of the Sankt Gallen Jazz School, and has been teaching at the Swiss Jazz School in Bern from 1983 to 2005), Peter Frei has taken quite a few young talents under his wing in order to introduce them to the secrets of jazz. Among his pupils were the drummer Jojo Mayer, whom he supported since he was 10, or bassist Fabian Gisler, who was 13 when he received his first lesson with Frei (little wonder that Gisler harmonised so well with Egli later).

Frei also conducts workshops where he subjects the participants to a severe selection process in order to avoid one of the common problems of the jazz schools: that a band is only as good as its weakest member. Frei's methods and support have made him an important counterbalance to the increasing academisation of jazz, which has enormously enhanced the Swiss jazz community.

Frei is the best example of a musician who uses his amazing skills not to put on the perfect show, but to take risks and delve ever deeper into music. He says: «It doesn't matter if something goes wrong at times. On the contrary, I'm most dissatisfied when I simply fall back on stuff I've practised.» Egli thinks that Frei's finest quality is how he improvises on the harmonic and rhythmic elements of a song.

Which at the same time explains the concept of this album: three trios play in turn three more or less famous pieces from the inexhaustible «Great American Songbook». Frei, who has slightly adapted some of the songs, points out: «When for instance you play such a song in an uneven metre, it not only means that you approach it differently. It will also strengthen your feeling for form. The important thing for me was that the musicians learned what they were playing by heart and didn't need the scores, which is the only way to immerse oneself totally in music.»

As to the selection of his musical partners, Frei wasn't interested in featuring big names but instead chose young musicians he's had good experiences working with in the past and whom he knew to be open to the unexpected without neglecting form or structure. Pianist Colin Vallon draws on the introspective power of his excursions into improvisation, his lyricism always inspired by passion. Michael Zisman plays the bandoneon with the euphoric and melancholy touch so typical of this «instrument of desire». Tenor saxophonist Rafael Schilt succeeds in combining hymnic power with laconic conciseness.

PS: Peter Frei asked explicitly to avoid excessive name dropping, and I'm glad he did because, first, there is hardly anything more irritating than liner notes which reel off a litany of names and, second, the complete list of the musicians Frei has collaborated with in the course of his career is so long that it would go beyond the scope of this text (going from swing musicians like Harry «Sweets» Edison to boppers like Johnny Griffin to a maverick modernist like Art Lande, just to name a few; important bands Frei has played with were Magog, Billie Brook's Freebop and the Jazz Live Trio which accompanied many of the guests who participated in Swiss radio productions.)

Tom Gsteiger
(translated by Friederike Kulcsar)


more information: www.dominicegli.ch/peterfrei